Peter Züblin – eine Brissago-Schachtel voller Zukunft
In den 50er Jahren erhielt der Getreidepionier und Agronom Peter Züblin (1921-2005) einen heissen Tipp. Und tatsächlich: In Baselland bei Buus fand er in einer Scheune des Bauern Hediger ein paar Körner des verloren geglaubten weissen Emmers. Der alte Bauer hatte zeitlebens darauf beharrt, Emmer als Futtergetreide anzubauen. Dass Züblin die Körner zwischen Mäuseköttel in einer «Zämewüschete» aufgeklaubt hat und sie in einer Brissago-Schachtel mitnahm, ist heute Legende. Sicher aber ist, dass er die Körner im eigenen Garten ansäte – und bald darauf bei Pro Specie Rara ein wiederentdecktes Schweizer Urkorn präsentierte.
Markus Jenny – auf der Suche nach der verlorenen Artenvielfalt
Fast 40 Jahre später: Markus Jenny von der Vogelwarte Sempach ist auf der Suche nach Getreide, das ohne Pestizide gedeiht. Der Biologe und Agrarökologe möchte die Biodiversität auf die überdüngten Felder zurückbringen. Bei Pro Specie Rara stösst er in der Sammlung Alter Sorten auf Peter Züblins Emmer. Begeistert vom robusten Korn legt er Schaugärten und Felder an. Bald summen darin die Insekten, die Lerchen zwitschern, vom Aussterben bedrohte Rebhühner kehren zurück, und der Feldhase hoppelt durch die lückig stehenden Kornfelder. Im Klettgau gelang es Jenny, erste Landwirte für ein Pilotprojekt zu gewinnen und bald reifte auch die Idee, Emmer und Einkorn wieder auf den Markt zu bringen – und von Schaffhausen aus eine uralte Schweizer Erfolgsgeschichte weiterzuschreiben.
Resiliente Systeme – Urkörner sind mehr als ein kulinarischer Gewinn
Heutige Anbauer bringen eine köstliche Vergangenheit zurück. Doch es ist die Zukunft, an der sie täglich arbeiten. Gelingt es, das komplexe Zusammenspiel von Tier- und Pflanzenvielfalt wieder in Einklang zu bringen, werden unsere Anbauflächen wieder zu resilienten Systemen, die widerstandsfähig genug sind, um ohne chemisch-synthetische Pestizide zu blühen. Mit dem Urkorn ist diese gemeinsame Vision zu schaffen.
«Einkorn passt einfach zu uns. Passt in unsere Gegend, passt sauber in meinen Betrieb und zu mir. Einheimische Urkörner, die ohne Herbizide, Fungizide und Insektizide auskommen. Das Klettgau war schon immer eine Kornkammer, heute wieder mit den alten Sorten.»
Jaki Spörndli,
Emmerbauer, Klettgau
«Die Idee zum Emmer-Anbau habe ich von meinem Vater übernommen. Das robuste Urkorn ist eine schöne Ergänzung in meinem Betrieb. Weniger intensiv bringt es uns Biodiversität – und die steigende Nachfrage freut uns auch.»
David Walter,
Emmerbauer, Klettgau